Polizei

Schwarz-Rot-Gold am Streifenwagen?

18. April 2024 , 16:13 Uhr

Berlins Polizisten dürfen ihre Streifenwagen zur Fußball-Europameisterschaft nicht mit Deutschlandfahnen dekorieren. Andere Bundesländer handhaben das entspannter.

Deutschlandfahnen an Polizeifahrzeugen sollen während der Fußball-Europameisterschaft in Berlin nicht zu sehen sein. Das sei nicht erlaubt, sagte eine Sprecherin der Berliner Polizei mit Verweis auf die Neutralitätspflicht. Während der EM von Mitte Juni bis Mitte Juli werden in der Hauptstadt sechs Spiele inklusive des Finales ausgetragen, zu denen Tausende Fußballfans in der Stadt erwartet werden.

Deutschlandweit gibt es keine einheitliche Praxis

Ähnlich wie Berlin handhaben es Bundesländer wie Schleswig-Holstein, Bremen und Thüringen. Deutschlandfahnen an Dienstfahrzeugen sind dort tabu. In Ländern wie Bayern, Hessen, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen oder Sachsen, wo ebenfalls EM-Spiele geplant sind, gibt es dagegen keine solche Regelung.

«Die Polizei NRW wird, wie auch in den vergangenen Europa- und Weltmeisterschaften, politisch neutral auftreten», sagte ein Sprecher des Innenministeriums in Düsseldorf. Sie werde sich vor allem weltoffen, professionell und bürgernah zeigen. «In der Vergangenheit war dies eine Selbstverständlichkeit.» Eine Verfügung oder Ähnliches sei nicht geplant.

Aus dem Landesinnenministerium in Wiesbaden hieß es: «Eine Vorschrift wie in Berlin ist in Hessen aktuell nicht geplant.» Auch im Jahr 2006 habe es kein entsprechendes Verbot gegeben. Eine Sprecherin verwies allerdings auf die grundsätzliche Neutralitätspflicht von Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten im Einsatz.

Das Innenministerium in Baden-Württemberg beabsichtigt ebenfalls kein entsprechendes Verbot für Polizisten. Die Beamten wüssten, dass sie auch hinsichtlich ihres Erscheinungsbilds besondere Rücksicht auf das ihrem Amt entgegengebrachte Vertrauen nehmen müssen. Es gebe daher keinen Bedarf für eine explizite Regelung zum Beispiel zum Umgang mit Flaggen, Fahnen oder Gesichtsfarben.

Anders lautet die Einschätzung aus Schleswig-Holstein

Die Polizei unterliege dem Neutralitätsgebot, argumentiert das Innenministerium in Kiel. Beamte müssten professionell, neutral und nach Recht und Gesetz handeln. «Damit ist klar vorgegeben, dass auch während der Fußball-Europameisterschaft an den Streifenwagen keine Flaggen oder Fahnen angebracht werden dürfen.»

Sachsen-Anhalt toleriert Deutschlandfahnen an Polizeifahrzeugen

Ähnlich sieht es das Thüringer Innenministerium: Unabhängig von der Fußball-EM zeige die Polizei generell keine Flaggen. Sollte sich doch an einem Dienstwagen ein Fähnchen finden, würde mit den Beamten gesprochen und das Fähnchen entfernt werden, so ein Ministeriumssprecher.

Kompromissbereiter ist Sachsen-Anhalt: Das Anbringen von Autofahnen könne zwar nicht grundsätzlich gestattet werden, argumentiert das Innenministerium in Magdeburg. Es habe aber Verständnis für Polizistinnen und Polizisten, die während der Fußball-EM ihre Begeisterung für diesen Sport mit dem Anbringen privater Deutschlandfahnen bei geeigneten Gelegenheiten zeigen.

«Das Ministerium wird dieses Verhalten – wie während des Sommermärchens 2006 – tolerieren, soweit polizeieinsatztaktische Erfordernisse oder Belange der Verkehrssicherheit nicht entgegenstehen.»

Quelle: dpa

zur Übersicht

Das könnte Dich auch interessieren

25.04.2024 DFL gegen Bremen: Wer zahlt für Polizeikosten? Die Bremer Regeln zu Polizeikosten bei Fußball-Risikospielen haben schon viele Juristen beschäftigt. Nun widmet sich das höchste deutsche Gericht dem Thema, das auch Drittligisten beschäftigt. 16.04.2024 Kein Nachtpersonal: Altenheimpflegerin wählt Notruf Mehr als hundert alte Menschen in einem Berliner Heim müssen ständig gepflegt und im Notfall mit Medikamenten versorgt werden. Dafür war aber in der Nacht niemand eingeteilt. Eine Pflegerin wählte die 110. 07.05.2024 Väter verbringen eineinhalb Stunden mit ihren Kindern Väter verbringen am Tag mehr Zeit mit ihren Kindern. Aber immer noch deutlich weniger als die Mütter. 07.05.2024 «Klar, ehrlich und direkt»: So ist Union-Interimscoach Grote Marco Grote soll Union Berlin vor dem Absturz bewahren. Viel Erfahrung auf Bundesliga-Niveau hat der Norddeutsche nicht. Lediglich ein Spiel.