Kurswechsel in Prag

Neue Babis-Regierung in Tschechien ist komplett

15. Dezember 2025 , 10:19 Uhr

Ein Verteidigungsminister mit China-Erfahrung, ein Außen- und Umweltminister von der Autofahrerpartei und ein Milliardär als Regierungschef - wer jetzt in Prag das Sagen hat.

Die neue Regierung des rechtspopulistischen Ministerpräsidenten und Milliardärs Andrej Babis in Tschechien ist komplett. Präsident Petr Pavel vereidigte am Vormittag die Minister des Kabinetts auf der Prager Burg. Er ermahnte sie zu konstruktiver Arbeit und wünschte «viel Kraft» in turbulenten Zeiten. Die ANO von Babis übernimmt acht Ressorts, die migrationsfeindliche Freiheit und direkte Demokratie (SPD) drei und die Autofahrerpartei Motoristen vier. Der 71-jährige Babis muss nun die Vertrauensfrage stellen – das soll am 13. Januar geschehen. Im Abgeordnetenhaus verfügt das Bündnis über eine klare Mehrheit von 108 der 200 Sitze.

Verteidigungsminister mit China-Erfahrung

Der neue parteilose Verteidigungsminister, Generalmajor a.D. Jaromir Zuna, wurde von der ultrarechten SPD nominiert. Er war in der Vergangenheit unter anderem Militärattaché in Peking. Die Autofahrerpartei Motoristen stellt mit Petr Macinka den Außenminister, der zudem anstelle des erkrankten Ex-Rennfahrers Filip Turek vorübergehend das Umweltministerium übernimmt. Dagegen protestierten Umweltaktivisten, die auf das Ministeriumsgebäude im Prager Stadtteil Vrsovice kletterten und ein Spruchband enthüllten.

Kurswechsel in der Ukrainepolitik

In der Ukrainepolitik strebt der neue Ministerpräsident Babis einen radikalen Kurswechsel an. In einer Videobotschaft in den sozialen Medien forderte er, die EU-Kommission müsse andere Wege zur Finanzierung der Ukraine finden. «Wir werden für nichts garantieren und auch kein Geld geben», betonte er. Die Munitionsinitiative des Präsidenten und Ex-Nato-Generals Pavel ist Babis seit langem ein Dorn im Auge. Nach neuesten Zahlen erhielt Kiew auf diesem Weg in diesem Jahr 1,8 Millionen Schuss großkalibriger Munition.

Babis steht wegen seines Interessenkonflikts als Besitzer von mehr als 250 Unternehmen einerseits und als Politiker andererseits in der Kritik. Er hat angekündigt, seine Firmenholding Agrofert an einen Treuhandfonds zu übergeben, um den gesetzlichen Vorgaben zu genügen. Auf EU-Ebene arbeitet seine ANO-Partei mit der ungarischen Fidesz und der österreichischen FPÖ in der Fraktion Patrioten für Europa zusammen.

Quelle: dpa

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