Das Museum Bayerisches Vogtland beschäftigt sich in diesem Jahr vermehrt mit Frauen in der Geschichte. Im Sommer gab’s dort die Wanderausstellung „Ungehört – die Geschichte der Frauen. Flucht, Vertreibung und Integration“ zu entdecken. Da ging es vor allem um die Schicksale von Frauen nach dem Zweiten Weltkrieg. Jetzt geht das Museum noch viel weiter in der Geschichte zurück und wendet sich der mittelalterlichen Frauenwelt zu. Heute beginnt die Wanderausstellung „Frauenleben im Mittelalter. Von Mystikerinnen, Kauffrauen, Prostituierten und Bierbrauerinnen“. Sie zeigt, welche Möglichkeiten Frauen im Mittelalter überhaupt hatten und wie sich dank aufblühender Städte neue Chancen im Handel und Handwerk geboten haben.
Eine Sonderausstellung widmet sich Margarethe von Brandenburg. Einer Prinzessin, die unter Zwang ins Klarissenkloster nach Hof kam und sich davon nicht hat unterkriegen lassen.
Wanderausstellung „Frauenleben im Mittelalter. Von Mystikerinnen, Kauffrauen, Prostituierten und Bierbrauerinnen“
17. Oktober 2025 bis 18. Januar 2026 im Museum Bayerisches Vogtland
Dienstag bis Freitag: 12 – 16 Uhr & Samstag, Sonntag, Feiertag: 13 – 18 Uhr
Die meisten Frauen lebten im Mittelalter auf dem Land und arbeiteten unvorstellbar hart. Neben der anstrengenden Feldarbeit erledigten sie vielfältige Aufgaben neben der Hausarbeit: Sie stellten die Kleidung für ihre Familien her, produzierten Körbe und Matten, Gürtel und Taschen. Die einzige Möglichkeit, dem zermürbenden Kreislauf der Geburten und der schweren Landarbeit zu entgehen, war der Gang ins Kloster – doch dieser stand nur den Frauen der oberen Schichten offen. Nonnen waren die einzigen Frauen, die im Mittelalter lesen und schreiben konnten.
Erst in den aufblühenden Städten des späten Mittelalters boten sich für Frauen neue Möglichkeiten. Frauen waren im Handel erfolgreich, sie arbeiteten in vielen Handwerken, betrieben Krämerläden oder verkauften als Hökerinnen ihre Produkte. Die Stellung der Frau veränderte sich durch die wirtschaftliche Entwicklung der Städte nachhaltig. In der Ausstellung werden die unterschiedlichen Rollen der Frauen im Mittelalter betrachtet: als Nonnen oder Mystikerinnen, als Prostituierte oder Heilerinnen, als Bäuerinnen, Handwerkerinnen und Händlerinnen.
Das Dachprojekt WIRKSAM
Das deutschlandweite Projekt „WIRKSAM. Frauennetzwerke der Hohenzollern im Spätmittelalter“ unter Leitung der Bayerischen Schlösserverwaltung gibt Einblick in das Leben zehn kluger, selbstbewusster Hohenzollern-Fürstinnen, die politische, kulturelle und soziale Entwicklungen im 15. Jahrhundert mitgestalteten – teils gegen tradierte Rollenbilder.
Fürstliche Frauen konnten im Spätmittelalter erhebliche politische Wirksamkeit erreichen – anders als die männlich geprägten Geschichtsbilder uns glauben lassen. Die Vernetzung der Fürstinnen mit ihren Müttern, Tanten, Schwestern und Nichten verband die Höfe Europas über weite Distanzen. Mit der Heiratspolitik für ihre Kinder schmiedeten sie Allianzen und begründeten Erbansprüche. Es waren meist die Frauen, die im Hintergrund Handlungsoptionen für die Männer schufen. Und manch eine der Frauen bewirkte deutlich mehr.
Das Projekt WIRKSAM beleuchtet beispielhaft zehn Frauen aus vier Generationen, deren vielfältige Lebenswege zwischen Schleswig-Holstein und Italien, Polen und Württemberg sichtbar werden. Trotz patriarchaler Rollenzuweisungen treten sie uns als eigenständige, kluge und taktisch agierende Personen gegenüber. In diesem einzigartigen Ausstellungsprojekt wird erstmals an den historischen Wirkungsstätten das Netzwerk der Akteurinnen erfahrbar.
Infos und Flyer zum Projekt WIRKSAM unter
https://www.schloesser.bayern.de/deutsch/aktuell/aktuell/wirksam.htm
https://www.hohenzollern-orte.de/wirksam/
Sonderausstellung „Prinzessin oder Nonne? Margarethe von Brandenburg (1453-1509) und das Hofer Klarissenkloster“
17. Oktober 2025 bis 18. Januar 2026 in der Klostergalerie Hof
Montag bis Donnerstag: 8 – 15:30 Uhr & Freitag: 8 – 12 Uhr
27. Januar bis 13. April 2026 im Museum Bayerisches Vogtland
Dienstag bis Freitag: 12 – 16 Uhr & Samstag, Sonntag, Feiertag: 13 – 18 Uhr
Die historische Frauengestalt für Hof hieß Margarethe von Brandenburg und lebte im Spätmittelalter. Sie war eine echte Prinzessin aus dem Haus Hohenzollern, und ihre Geschichte begann tatsächlich wie im Klischee: Sie wollte überhaupt nicht ins Kloster! Doch ihr Vater, der bekannte Markgraf und spätere Kurfürst Albrecht Achilles, ließ sich nicht erweichen und sie mit knapp 15 Jahren ins Klarissenkloster nach Hof bringen. Vorher hatte er sie noch wegen akuter Fluchtgefahr auf der Plassenburg unter Arrest stellen lassen. Doch sie akzeptierte ihr Schicksal nicht einfach. Mit Mut, politischem Gespür und Standesbewusstsein erreichte sie persönliche Privilegien, Einfluss und ein bedeutendes Amt.
Die Ausstellung erzählt Margarethes Geschichte zunächst am Originalschauplatz: im ehemaligen Klarissenkloster in Hof. Sie zeigt eine Frau, die sich Freiräume erobert, wo andere nur Rückzug erwarten. Neben Margarethes Biografie führt die Ausstellung auch in die Geschichte des Hofer Klarissenklosters ein und zeigt die Lebenswelt eines adlig besetzen Frauenordens im Spätmittelalter. So entsteht ein vielschichtiges Bild zwischen persönlichem Schicksal und klösterlichem Alltag. Dabei lädt die Ausstellung dazu ein, gängige Vorstellungen vom Frauenleben im Spätmittelalter zu hinterfragen – und die Möglichkeiten adliger Frauen, zu handeln und zu wirken, neu zu entdecken.
Partner Diakonie Hochfranken
Ohne die Diakonie wäre das ehemalige Klarissenkloster heute vermutlich eine Ruine oder gar verschwunden. In den 1980er-Jahren rettete sie zwei der mittelalterlichen Gebäudeflügeln, flankiert von zwei neuen Flügeln um den Klosterinnenhof. Es bot sich daher an, die Margarethe-Ausstellung zunächst am historischen Ort zu zeigen, bevor sie im Januar ins Museum wandert. Für die Klostergalerie bietet das historische Thema aus der abwechslungsreichen Hausgeschichte eine willkommene Abwechslung zu den regelmäßig stattfindenden Kunstausstellungen.
Die Ausstellung wird finanziell unterstützt von der Hermann und Bertl Müller Stiftung
Rahmenprogramm (Stand Oktober 2025)
Eröffnung
Donnerstag, 16. Oktober 2025 um 19:30 Uhr
Im Kreuzgang des ehemaligen Klarissenklosters, heute Diakonie Hochfranken, mit musikalischer Untermalung und Häppchen. Keine Anmeldung erforderlich.
Führungen: Margarethe von Brandenburg
Sonntag, 26. Oktober 2025 um 14 Uhr
Sonntag, 16. November 2025 um 14 Uhr
Samstag, 10. Januar 2026 um 14 Uhr
Treffpunkt: Parkplatz der Diakonie Hochfranken / je 5,- Euro
Führung: Frauenleben im Mittelalter
Freitag, 24. Oktober 2025 um 18 Uhr
Samstag, 20. Dezember 2025 um 14 Uhr
Samstag, 11. Januar 2026 um 14 Uhr
Treffpunkt: Foyer Museum Bayerisches Vogtland / je 5,- Euro
Wissenschaftlicher Vortrag
Freitag, 06. März 2026 um 18 Uhr
Über Ordensgeschichte und Frauenklöster
Prof. Dr. Eva Schlotheuber / 5,- Euro
Workshop Kräutersalz
Mittwoch, 12. November 2025 um 18:30 Uhr
Katja Stölzel-Sell (Naturheilpraxis) / 15,- Euro
Für Kinder:
Entdecker unterwegs
Samstag, 25. Oktober 2025 um 14 Uhr
Leben im Mittelalter
Yvonne Halfter / 5,- Euro