Wichtige Autobahnstrecke

Ersehnter Lückenschluss: A45-Brücke wird freigegeben

22. Dezember 2025 , 04:00 Uhr

Vier Jahre Stau, Lärm und Milliarden-Schäden für die Wirtschaft – jetzt atmet das Sauerland auf. Bleibt das Tempo beim Bau der Rahmedetalbrücke die Ausnahme oder wird es neuer Standard?

Vier Jahre nach der Sperrung der Rahmedetalbrücke an der A45 im Sauerland wird die wichtige Nord-Süd-Verbindung heute wieder freigegeben. Bundeskanzler Friedrich Merz und Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (beide CDU) kommen zu der Zeremonie und sollen das symbolische Band durchschneiden. Gegen Mittag wird die für 170 Millionen Euro neu gebaute Brücke dann für den Verkehr geöffnet.

Die Planungs- und Bauzeit von vier Jahren ist rekordverdächtig für Infrastrukturprojekte hierzulande. Minister Schnieder hat das jüngst positiv bewertet: «Wir können Tempo in Deutschland», sagte er.

Fachleute nennen als Grund dafür die Tatsache, dass wegen des hohen öffentlichen Drucks alle politischen Entscheidungen schnell getroffen wurden. Außerdem erhielten die beteiligten Baufirmen Bonuszahlungen für schnelles Bauen.

ADAC: Tempo bei Rahmedetalbrücke muss neuer Maßstab sein

Der Automobilclub ADAC fordert, das Bautempo bei der Rahmedetalbrücke dürfe keine Ausnahme bleiben. «Eine Bauzeit zwischen zwei und drei Jahren muss der Maßstab für zukünftige Brückenersatzbauwerke sein», sagte der Leiter des Fachbereichs Verkehr und Umwelt beim ADAC Nordrhein, Roman Suthold. Entscheidend sei, dass der Staat Planung und Bau eines Projekts an einen Auftragnehmer übertrage, der dann auch für die fristgerechte Umsetzung geradestehe. «Diese integrierte Vorgehensweise spart Zeit, reduziert Kosten und minimiert Schnittstellenprobleme», betonte Suthold.

Das sei auch deshalb wichtig, weil der Sanierungsdruck angesichts der maroden Brückeninfrastruktur in ganz Nordrhein-Westfalen immens sei. «30 Prozent der mehr als 6.000 Autobahnbrücken in NRW sind sanierungsbedürftig», sagte der ADAC-Verkehrsexperte. «Die Rahmedetalbrücke war nur die Spitze des Eisbergs. Fast jede zehnte Autobahnbrücke in NRW hat ihre geplante Lebensdauer schon überschritten und liegt auf der Intensivstation.»

Deutliches West-Ost-Gefälle bei maroden Autobahnbrücken 

In Deutschland befinden sich tausende Autobahnbrücken in einem mangelhaften Zustand. Von den insgesamt etwa 28.000 Brückenteilbauwerken im deutschen Autobahnnetz weisen nach Zahlen von 2024 etwa 3.000 einen nicht ausreichenden oder ungenügenden Zustand auf. Nach einer Analyse der Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken haben 43 Autobahnbrücken mit einer Länge von mehr als 50 Metern einen «ungenügenden» Zustand, was bedeutet, dass die Standsicherheit und/oder Verkehrssicherheit erheblich beeinträchtigt oder nicht mehr gegeben ist. 

Die maroden Autobahnbrücken sind ungleichmäßig über Deutschland verteilt, mit einem deutlichen West-Ost-Gefälle: Nordrhein-Westfalen ist am stärksten betroffen mit 20 der 100 marodesten Autobahnbrücken. Hier müssen in den nächsten 20 Jahren 61 Prozent aller Autobahnbrücken dringend modernisiert werden. 

Hessen folgt mit 19 maroden Brücken. Baden-Württemberg hat 16 Brücken in schlechtem Zustand. Bayern und Rheinland-Pfalz teilen sich den vierten Platz mit jeweils 14 maroden Brücken. Im Saarland befinden sich fünf der 100 am meisten sanierungsbedürftigen Brücken. Allein diese fünf westdeutschen Bundesländer stellen 83 der 100 am schlechtesten bewerteten Brücken in Deutschland. Im Gegensatz dazu gibt es in Sachsen keine Autobahnbrücke in ungenügendem Zustand.

1,5 Milliarden Schaden für die Wirtschaft im Sauerland

Die plötzliche Sperrung der einsturzgefährdeten Rahmedetalbrücke war vor vier Jahren ein riesiger Schock für das Sauerland. Die A45 verbindet die Region als einzige Nord-Süd-Achse mit dem Ruhrgebiet und Hessen. Die vierjährige Sperrung hatte nach Angaben von Wirtschaftsverbänden erhebliche Auswirkungen auf die Lieferketten, Unternehmen beklagten zweistellige Umsatzrückgänge. Das Institut der Deutschen Wirtschaft beziffert den Schaden für Betriebe in der Region auf rund 1,5 Milliarden Euro.

Während der Sperrung haben sich täglich 20.000 Autos und Lastwagen über kleine Umgehungsstraßen mitten durch Orte und Wohnsiedlungen gequält – Lärm, Abgase und Staus inklusive. Damit soll nun Schluss sein. Man freue sich auf eine Zukunft, «in der unsere Region wieder frei durchatmen kann», sagte Bürgermeister Sebastian Wagemeyer (SPD).

Abgeschlossen sind die Arbeiten an der Rahmedetalbrücke noch nicht. Bislang ist nur die erste Brückenhälfte fertig. Daneben wird an einem zweiten Brückenteil gebaut. Ende 2026 sollen alle Arbeiten geschafft sein.

Quelle: dpa

 

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