Der Weltkirchenrat bemüht sich im Streit zwischen den beiden großen Kirchen in der Ukraine um Vermittlung. «Das Ziel ist eine friedliche Ko-Existenz der beiden Kirchen», sagte sein Zentralausschussvorsitzender, der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und jetzige bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm der Deutschen Presse-Agentur kurz nach seiner Rückkehr aus der Ukraine. Zusammen mit Generalsekretär Jerry Pillay und einer kleinen Delegation war er in den letzten Tagen in der Ukraine unterwegs.
In dem kriegsgebeutelten Land stehen sich die ukrainisch-orthodoxe Kirche, die sich erst nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine von der russisch-orthodoxen Kirche lossagte, und die orthodoxe Kirche der Ukraine, die 2018 unabhängig von Moskau gegründet wurde, gegenüber.
Die ukrainisch-orthodoxe Kirche hatte die russische Invasion von Anfang an verurteilt. Dennoch wird sie von der politischen Führung in Kiew weiterhin der Spionage und Agitation für Moskau verdächtigt. Zuletzt sollte sogar das wichtigste Kloster der ukrainisch-orthodoxen Kirche, das Höhlenkloster von Kiew, an die orthodoxe Kirche der Ukraine übergehen. Doch die alt eingesessenen Geistlichen dort weigern sich, zu gehen.
«Der Kulturminister hat uns in unserem Gespräch versichert, dass die Räumung nicht mit Gewalt durchgesetzt wird», sagte Bedford-Strohm. «Das ist eine wichtige Aussage.»
Der Weltkirchenrat, der offiziell Ökumenischer Rat der Kirchen (ÖRK) heißt, will hochrangige Vertreter der beiden Kirchen nun an einem runden Tisch zusammen bringen, in den auch die russisch-orthodoxe Kirche einbezogen werden soll.
Dabei soll es auch um den möglichen Beitrag der Kirchen zur Beendigung des Krieges gehen. In der kommenden Woche werde ÖRK-Generalsekretär Pillay auch zum Gespräch mit dem Patriarchen der russisch-orthodoxen Kirche, Kyrill, nach Moskau reisen.
Der Weltkirchenrat hatte bei seiner Vollversammlung im September letzten Jahres die russische Invasion als «illegalen und unmoralischen Krieg» verurteilt und den Missbrauch religiöser Sprache zu seiner Legitimierung angeprangert.
Bedford-Strohm war am Samstagabend von seiner Ukraine-Reise zurückgekehrt, in deren Rahmen er auch die Stadt Butscha besuchte und dort für die Opfer des Massakers von russischen Soldaten an Ukrainern betete.
Der ÖRK vertritt nach eigenen Angaben weltweit über 580 Millionen Gläubige.