Die Tarifverhandlungen für die 320.000 Beschäftigten im bayerischen Einzelhandel beginnen am Montag unter ungünstigen Vorzeichen. Konsumenten, Händler und Beschäftigte leiden unter der hohen Inflation. Die Umsätze der Branche sind laut Landesamt für Statistik im ersten Quartal preisbereinigt um 4,9 Prozent gesunken, während die Beschäftigtenzahl um 0,6 Prozent gestiegen ist.
Die Gewerkschaft Verdi fordert eine Erhöhung der Stundenlöhne um 2,50 Euro und für die unteren Beschäftigtengruppen einen Lohn von mindestens 13,50 Euro in der Stunde. Die Laufzeit des Tarifvertrages soll 12 Monate betragen. «60 Prozent der Beschäftigten im Einzelhandel arbeiten in Teilzeit, 70 Prozent der Beschäftigten sind Frauen. Viele arbeiten im Niedriglohnbereich», sagte Verdi-Verhandlungsführer Hubert Thiermeyer am Freitag. «Auf der anderen Seite sehen wir Rekordumsätze im Einzelhandel.» Lohnerhöhungen seien «dringend und überlebensnotwendig».
Die Arbeitgeber sagten, die Verdi-Forderung entspreche beim Verkäufer-Eckgehalt einer Erhöhung um 14 Prozent und in den unteren Beschäftigungsgruppen einer Erhöhung um 25 Prozent. «Solche Forderungen sind weltfremd», sagte die Tarifgeschäftsführerin des Handelsverbands Bayern (HBE), Melanie Eykmann. Inflation und und Kaufzurückhaltung setzten dem Handel zu. In den vergangenen drei Jahren hätten in Bayern 6500 Einzelhändler aufgegeben, der HBE befürchte in diesem Jahr den Verlust weiterer 1200 Geschäfte. Gefragt sei jetzt ein moderater Tarifabschluss. Die Forderungen seien «ein Sprengsatz für die Tarifbindung im Handel».
Laut HBE beschäftigen die 58.000 Einzelhandelsunternehmen in Bayern 320.000 Menschen und erwirtschaften einen Jahresumsatz von knapp 71 Milliarden Euro. Die Tarifverhandlungen sollen am Montag (11.00 Uhr ) im Kolpinghaus in München beginnen.